
Theater und Oper im Hans-Sachs-Haus
3. Teil:
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Theater im Hans-Sachs-Haus-Saal |
Der Theaterneubau nebenan |
Am 16. September 1955 war es dann soweit. Die neue Spielzeit der Städtischen Bühnen wurde mit einer Aufführung von "Aida" eröffnet. An dieser prunkvollen Oper von Giuseppe Verdi - anlässlich der Eröffnung des Suezkanals geschrieben und am 24. Dezember 1871 in Kairo uraufgeführt - musste der umgebaute Hans-Sachs-Haus-Saal seine Tauglichkeit als Theater- und Opernsaal beweisen. Und so waren die Raumverhältnisse auch Thema der Theaterkritiker.
Und auch Dr. Josef Schwermann von der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" thematisiert die Bühnenverhältnisse schon im Titel seiner Kritik: "Aus der Not war hohe Tugend":
So positiv wie die "Aida" wurden die meisten Aufführungen der Spielzeit von der Theaterkritik beurteilt. Bühne und Saal wurden als der "Notbehelf" akzeptiert, dessen Unzulänglichkeiten von Bühnenbildnern und Regisseuren aber immer wieder verdeckt wurden. So schrieb der Rezensent des "Gelsenkirchener Anzeiger" zur Aufführung von Mozarts "Cosi van tutte":
Der große Saal des Hans-Sachs-Hauses als Aufführungsort für Oper und Schauspiel konnte sich in der ersten Spielzeit etablieren, über den Rang einer Interimsbühne kam er allerdings nicht hinaus. Wie beengt die allgemeine Raumsituation im Hans-Sachs-Haus war, zeigt eine Beschwerde des Kustos der Walcker-Orgel, Franz Röttger, im April 1956: "Für die Unterbringung des Orgeltisches befindet sich seitlich an der Bühne ein Raum, der ständig durch Requisiten und Vorhänge belegt ist, so daß es dem Kustos der Orgel unmöglich ist, an den Orgeltisch heranzukommen. Außerdem wurde u.a. der Notenständer abgebrochen, ohne daß dem Kulturamt oder dem Kustos der Orgel Meldung gemacht wurde. Ferner wird beanstandet, daß der Raum als Mülleimer für leere Bierflaschen, Papier usw. benutzt wird." Abhilfe wurde zunächst durch die Aufstellung neuer Requisitenschränke geschaffen.
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Während im großen Saal des Hans-Sachs-Hauses, im
Schauburg-Theater Buer und im Grillo-Gymnasium (und gelegentlich
in der Aula der Droste-Hülshoff-Oberschule) die Spielzeit 1955/56
der Städtischen Bühnen begonnen hatte, bewilligte der Haupt- und
Finanzausschuss in seiner Sitzung am 3. Oktober 1955 10,8 Mill. DM
für das Projekt Theaterneubau. Zwei Wochen später, am 14. Oktober
stellte Oberstadtdirektor Hülsmann in einer Pressekonferenz der
Öffentlichkeit das Modell des neuen Theaterbaus vor. Man rechnete
mit einer Bauzeit von drei Jahren. Grundsteinlegung
Ein künstlerisches Programm gab der Feier der Grundsteinlegung
einen würdigen Rahmen: Einem Equale für vier Posaunen von Beethoven
folgte ein von Friedrich Kolander gesprochener, von dem Redakteur
Gerhard Kill verfasster Prolog; ein gemischter Schülerchor der Knaben-
und Mädchenrealschule Alt-Gelsenkirchen sang zum Abschluss unter der
Leitung von Arnold Merkelbach Glucks "Festgesang".
Im Anschluss an die Grundsteinlegung fand im großen Saal des Hans-Sachs-Hauses ein Festakt statt, in dem Oberstadtdirektor Hülsmann ein Referat über die Entwicklung des Gelsenkirchener Theaterwesens im Hinblick besonders auf die Vorgeschichte des jetzt zu verwirklichenden Baues hielt. Kultusminister Prof. Dr. Luchtenberg machte grundsätzliche Ausführungen zu den Kultur fördernden Gegenwartsaufgaben des Landes und der Städte und überbrachte die Glückwünsche des Ministerpräsidenten Steinhoff. Das Städtische Orchester eröffnete den Festakt mit der "Euryanthe"-Ouvertüre von Carl Maria von Weber, der Chor der Städtischen Bühnen schloss ihn mit dem "Wach auf !"-Chor und dem Schlusschor aus den "Meistersingern von Nürnberg" von Richard Wagner. In der Stirnwandelhalle waren die Modelle des Theaterneubaues zur
Besichtigung aufgestellt. (Der Grundstein selbst wurde am nächsten Tage in aller Stille wieder entfernt, um die Kapsel mit der Urkunde vor Diebstahl zu bewahren, und wurde erst später beim eigentlichen Baubeginn eingemauert.) |
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