Der Künstler Max Burchartz
Max Burchartz wurde am 28.7.1887 in Elberfeld geboren. Von 1907 bis 1910 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf. Studienaufenthalte führten ihn nach München, Berlin, Paris und Algier. Nach der Rückkehr aus dem Krieg zog erst zunächst nach Hannover, wo er mit der Gruppe der Dadaisten um Kurt Schwitters zusammentraf.
Von 1919 bis 1924 in Weimar lebend, kam Burchartz in Kontakt mit dem Bauhaus. In diese Zeit fielen Einzelausstellungen in der Galerie Flechtheim in Düsseldorf, Lithographie-Mappen ("Raskolnikoff", "Dämonen"), Teilnahmen an Gruppenausstellungen, z.B. der Internationalen Kunstausstellung Düsseldorf 1922.
Die Verbindung mit dem holländischen "De Stijl"-Künstler und Lehrer am Bauhaus in Weimar, Theo van Doesburg, der ebenfalls schon der Dada-Gruppe angehört hatte, veranlasste Burchartz zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Konstruktivismus, mit Farbkomposition und angewandter Kunst. Er nahm teil am Kongress der Konstruktivisten und Dadaisten in Weimar (1922) und an der Ausstellung "Neue Künstler-Konstruktivisten" (1923) in Jena. So gehörte er auch zu den Unterzeichnern des "Manifest der konstruktivistischen Internationalen Arbeitsgemeinschaft" von Hans Richter.
1924 gründet Burchartz zusammen mit dem Buchhändler Johannes Canis das Werbebüro "werbebau" in Bochum, das Aufträge von der Industrie, Kulturveranstaltern und Städten erhielt. 1924 entstand die Innenraumgestaltung für die Aula des Realgymnasiums in Hattingen, 1925 eine Mappe für den Bochumer Verein sowie ein Druckschriftenkatalog.
1926 wurde er zum Professor für Gebrauchsgraphik, Typographie, Werbelehre und Fotographie an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule (ab 1928 Folkwangschule) in Essen, deren Direktor Alfred Fischer war, berufen. Diesem verdankte er auch den Auftrag für das Farbleitsystem im Hans-Sachs-Haus 1927.
Im selben Jahr trat er dem von Kurt Schwitters gegründeten "Ring Neuer Werbegestalter" bei, der den Einsatz experimenteller Fotografie im Zusammenhang mit moderner Typographie energisch vertrat. Burchartz' Reklame-Fotomontagen für die Industrie gehören zu den besten ihrer Zeit. Durch die Synthese von Fotografie, Schrift und Farbe wurde Burchartz zu einem Wegbereiter der modernen Werbung.
1930 schuf er die Farbgestaltung für das Verwaltungsgebäude des Siedlungsverband Ruhrgebiet, dessen Architekt ebenfalls Alfred Fischer war.
Von 1929-1932 war Burchartz im Ausschuß des Deutschen Werkbundes und wurde am 28.02.1931 als Nachfolger von Alfred Fischer zum Vorsitzenden der Nordwestdeutschen Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Werkbundes gewählt.
Am 01.04.1932 musste Burchartz seine Professur an der Folkwangschule aufgrund der Sparverordnung der Regierung Brüning beenden. Er eröffnete ein Atelier für Gebrauchsgraphik und Innenraumgestaltung in Essen. Mit dem Eintritt in verschiedene NS-Organisationen versuchte er, sich anzupassen und eine Wiederanstellung zu erwirken. Burchartz wurde auch Mitglied der NSDAP, was aber nicht verhinderte, dass 1937 einige seiner Bilder als "entartet" beschlagnahmt und aus öffentlichen Sammlungen entfernt wurden.
Mit verschiedenen Werbeaufträgen zwischen 1933 und 1939 konnte Burchartz sich über Wasser halten. Dazu gehörten neben Propagandaliteratur für die Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg - u. a. das Fotobuch: "Soldaten - Ein Bildbuch vom neuen Heer" - auch weiterhin Werbedrucksachen für die Industrie.
1939 meldete sich Burchartz freiwillig zum Kriegsdienst. Während des Zweiten Weltkrieges, er ist in Paris stationiert, beschäftigte er sich mit kunsttheoretischer Forschung und schrieb Bücher wie "Gleichnis der Harmonie" (1949 erschienen), "Gestaltungslehre" (1953 erschienen) und "Schule des Schauens" (1962 erschienen).
Nach kurzer
Gefangenschaft bei Kriegsende lebte er auf dem Lande und
begann erneut zu Zeichnen und Aquarellieren. 1949
schließlich konnte er seine Lehrtätigkeit an der
Folkwangschule wieder aufnehmen, wo er sich insbesondere
der Ausbildung von Studenten im Vorsemester kümmerte.
Auch seine werbegrafische Arbeit setze er fort. 1957
erhielt er den Wuppertaler "Eduard von der Heydt-Preis".
In Gelsenkirchen war Max Burchartz noch mehrmals zu Gast. Am 16.06.1951 hielt er auf Einladung des Städtischen Volksbildungswerks einen Diavortrag über das Thema: "Gleichnis der Harmonie".
1959 wurde als Fachpreisrichter in das Preisgericht zur künstlerischen Ausgestaltung des Musiktheaters in Gelsenkirchen berufen.
Er starb am 31.01.1961 in Essen im Alter von 73 Jahren.
Im Museum Folkwang in Essen erinnerte 1962 eine Gedächtnisausstellung an Max Burchartz. 1993/1994 wurde die Ausstellung "Max ist endlich auf dem richtigen Weg" des Deutschen Werkbundes in Frankfurt und Essen gezeigt. Der Titel dieser Ausstellung ging auf einen Brief des russischen Konstruktivisten El Lissitzky von 1925 zurück, in dem dieser einen Druckschriftenkatalog von Burchartz als "wirkliche Qualitätsarbeit" bezeichnete.