Bauausführung
In der Stadtverordnetenversammlung vom 20.01.1922 wurde die Ausführung des Bauprojekts auf dem Grundstück an der Bankstraße (vorm. Brockhofsches Gelände und Heusersche Wirtschaft) beschlossen. Von den geschätzten Baukosten in Höhe von 23 Millionen Mark, die aus Anleihen gedeckt werden sollten, wurde eine erste Rate von 15 Millionen bewilligt.
Die Baupläne von Alfred Fischer, der den Architekturwettbewerb gewonnen hatte, wurden überarbeitet und im Sommer 1922 von der Stadtverordnetenversammlung genehmigt. Allerdings konnte die geplante Anleihe nicht am Markt platziert werden. Ruhrbesetzung und Inflation ließen zudem die Pläne vollständig zum Stillstand kommen.
Erst am 08.07.1924 befasste sich die Stadtverordnetenversammlung wieder mit dem Projekt, und beschloss, eine neue Anleihe in Höhe von 3,5 Millionen Mark (nach der Inflation) aufzunehmen, so dass der Bau begonnen werden konnte.
Karl Wilhelm Niemöller, Leiter des Presseamtes der Stadt Gelsenkirchen, beschreibt den Baufortgang in seinem Artikel über das Hans-Sachs-Haus (1950) ausführlich:
"Die Ausschachtungsarbeiten begannen in der Munckelstraße Mitte August 1924, Mitte Oktober wurden die ersten Fundamente gelegt. Ende Dezember 1924 begann man auch in der Vattmannstraße, im Mai 1925 gab es die ersten Schwierigkeiten: die Maurer traten in Streik, im Oktober kam es zu einer Aussperrung der Bauarbeiter. Am 30. Juli 1925 aber erklärte sich der Hauptausschuß damit einverstanden, daß mit einem weiteren Kostenaufwande von 4000 000 RM der erste Teil des Bürohauses in der Munckelstraße fertig ausgebaut und die im Gange befindlichen Betonarbeiten zum Abschluß gebracht werden.
[...] Im März 1926 wurde mit der Ausschachtung an der Bankstraße begonnen, nachdem die Wirtschaft Heuser abgebrochen war. Der Flügel an der Munckelstraße war im Juni 1926 so weit gediehen, daß zwei Abteilungen der Stadtverwaltung dort schon einziehen konnten, im Januar 1927 [...] setzte die Bauleitung [...] größten Nachdruck hinter die Arbeiten, um sie beschleunigt fertig zu stellen. Zwei gewaltige Gießmasten wurden errichtet, durch die der dünnflüssige Beton schnell an Ort und Stelle gebracht werden konnte. Im März 1927 war der Hauptflügel soweit, daß das Tiefbauamt und im April die Baupolizei in ihre neuen Räume einziehen konnte."
Insgesamt muss ein Bau solchen Ausmaßes auch als gigantische öffentliche Investition angesehen werden. Umso weniger überrascht es, dass es bei der Vergabe der Bauaufträge zu Unstimmigkeiten kam.
So sollten z.B. die Schreinerarbeiten nach auswärts vergeben werden, was die örtliche Schreinerinnung jedoch nicht ohne energischen Einspruch hinnehmen wollte. Die Schreinermeister schlossen sich daraufhin zusammen zu den "Vereinigten Werkstätten Gelsenkirchener Tischlermeister" unter dem Vorsitzenden Ferber mit den Herren im Büro: Architekt Quacken, Jägers und Wintepper und den Betrieben: Heinrich Komesker, Georg Komesker, Kniesburges, Droste, Brockmann, Banning u.a.
Als Stadtverordneter für das Zentrum hat Heinrich Komesker es dann auch geschafft, dass sämtliche Schreinerarbeiten von Gelsenkirchener Handwerkern ausgeführt wurden. Da Komesker im gleichen Zeitraum seine neue Werkstatt in der Magdalenenstraße baute, wurden dort besondere Einrichtungen zur Aufstellung einer tonnenschweren Furnierpresse vorgesehen (die seinerzeit größte im Ruhrgebiet), auf der dann sämtliche großflächigen Raumelemente für den Hans-Sachs-Haus-Saal abgesperrt und furniert worden sind.