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Name der Stadt erhielt Gewicht

Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Gelsenkirchen, 15.10.1977

Vor 50 Jahren wurden Hans-Sachs-Haus und die große Verkehrsausstellung eröffnet

 

(vis) Einen wichtigen Tag in der Geschichte Gelsenkirchens nannten die Chronisten den 15. Oktober 1927, der sich heute zum 50. Male jährt. An diesem Tag - es war ebenfalls ein Samstag - kam mit der Einweihung des Hans-Sachs-Hauses ein Werk zum Abschluß, das nach Ansicht der damaligen Gelsenkirchener Journalisten zu den bedeutendsten zählte, die je in Gelsenkirchen und im engeren Industriegebiet fertiggestellt wurden. Gleichzeitig galt es, eine Ausstellung zu eröffnen, die für das gesamte Industriegebiet von größter Bedeutung ist: die Ausstellung "Verkehr und Polizei im rheinisch-westfälischen Industriegebiet".

Diese beiden Veranstaltungen (über die Errichtung des Hans-Sachs-Hauses vor 50 Jahren wurde schon ausführlich berichtet) forderten von der Gelsenkirchener Polizei wegen des am Eröffnungstag besonders starken Verkehrs einen Einsatz, der nach der Gelsenkirchener Allgemeinen Zeitung vorbildlich gelöst wurde.

EINE KRÖNUNG
Für Stadtbaurat Arendt, der sich in den zwanziger Jahren um die Kultur Gelsenkirchens verdient gemacht hatte, bedeutete die Errichtung des Hans-Sachs-Hauses die Krönung seiner kommunalen Tätigkeit. Den Architekten Professor Alfred Fischer (Essen) und Max Burchartz (Innenausstattung) wurde am Tag nach der Eröffnung bescheinigt, daß sie im großen HSH-Saal ein glückliches Mittelmaß zwischen Unter- und Uberakustik erreicht haben.

HÖCHSTE BESUCHER
Aber die Fertigstellung des Hans-Sachs-Hauses geriet fast gegenüber der Ausstellung, zu der höchste Reichs- und Staatsbeamte erschienen, in den Hintergrund. Der Protektor der Ausstellung, der Oberpräsident von Westfalen, Gronowski, sprach davon, daß man hier in Gelsenkirchen Kenntnis nehmen könne von dem Fortschritt in Wissenschaft und Technik. Vom gesamten Verkehrswesen (der Norddeutsche Lloyd war mit großen Schiffsmodellen vertreten) bis zur Entwicklung der Rundfunktechnik gab es eine Fülle technischer Besonderheiten zu sehen. Selbst das gerade vorher geschehene Eisenbahnattentat von Leiferde wurde im Modell in allen Einzelheiten gezeigt.

BILD DER STADTHÄFEN
Der Gelsenkirchener Maler Hermann Peters hatte die Stände über die Stadthäfen von Wanne-Eickel und Gelsenkirchen mit eindrucksvollen Grafiken ausgeschmückt. Viel Aufsehen erregte das von der Jungfliegerklasse der Gewerbeschule Gelsenkirchen gezeigte selbstgefertigte Segelflugzeug "Zögling", das später am Mechtenberg und danach in den Borkenbergen flog.

Oberbürgermeister von Wedelstaedt sagte bei der Eröffnung, die Ausstellung zeige, "welche gewaltige und immer noch größer werdende Rolle der Verkehr hier im Lande der Kohle und des Eisens spiele, wo die Menschenmassen dichter gedrängt wohnen als anderswo". Er dankte dem preußischen Innenminister für das großzügige Entgegenkommen, durch das er die Polizeiabteilung der Ausstellung in ihrer Vollständigkeit ermöglicht hat."

Die bis zum 30. Oktober vorgesehene Ausstellung wurde bis zum 6. November verlängert. Neben zahlreichen Einzelbesuchern kamen Behörden-Abordnungen nach Gelsenkirchen, dessen Name "durch die Ausstellung weit hinausgetragen worden sei".